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„#ImpfstoffFakten“: PEI und RKI auf dem Prüfstand von ÄFI
Der Faktencheck auf der Webseite des PEI trägt den Titel „#ImpfstoffFakten gegen Mythen“. Er umfasst insgesamt zehn als „Fakten“ ausgewiesene Aussagen, die jeweils einen „Mythos“ entkräften sollen. Dabei geht es um (Neben-)Wirkungen und die Sicherheit von Impfstoffen allgemein ebenso wie um die Kommunikation der Aufsichtsbehörden beim Thema Impfungen.
Unter den Rubriken „Erklärung“ und „Gut zu wissen“ nimmt das PEI wiederholt Bezug auf Erkenntnisse des RKI bzw. der dort ansässigen Ständigen Impfkommission (STIKO), deren Empfehlungen den Impfkalender in Deutschland bestimmen.
Aber wie belastbar sind die Aussagen dieses Faktenchecks? Wie ist es um die Evidenz der Aussagen bestellt? Die Ärztinnen und Ärzte für individuelle Impfentscheidung e.V. (ÄFI) haben die zehn Fakten des PEI ihrerseits einem Faktencheck unterzogen – mit ernüchternden Ergebnissen.
1. "Fakt ist: Nebenwirkungen werden transparent kommuniziert."
Zusammenfassung: Das PEI spricht davon, dass die Abwägung von Nebenwirkungen wichtig ist, um eine informierte Entscheidung treffen zu können. Dafür würde das Institut Verdachtsfälle von Nebenwirkungen auswerten und an die Ärzteschaft über Rote-Hand-Briefe melden. Zusätzlich würden die Informationen auch Einzug in die Fachinformation und Aufklärungsbögen der Impfstoffe erhalten und damit über verschiedene Kanäle kommuniziert.
Perspektive von ÄFI: Das Paul-Ehrlich-Institut widerspricht sich hier selbst, wenn es so tut, als ob die eingegangenen Verdachtsmeldungen automatisch auch alle relevanten Nebenwirkungen und Informationen abdeckten, über die Patientinnen und Patienten informiert werden sollten. So gab das PEI in einer Stellungnahme in Zusammenhang mit den COVID-19 Impfstoffen zu, mittels des von ihm geführten Spontanmeldesystems keine valide Auswertung zu den in Studien beobachteten chargenbezogenen Nebenwirkungen der COVID-19-Impfstoffe durchführen zu können. Hierzu seien weitere Studien notwendig, die das PEI aber bis heute nicht veranlasste (Paul-Ehrlich-Institut, 2023).
Zur ehrlichen Kommunikation gehört außerdem, dass das vom Paul-Ehrlich-Institut geführte Spontanmeldesystem eine hohe Untererfassungsquote von weit über 90 % aufweist. Ein Umstand, auf den das PEI nur selten hinweist. Insbesondere die Kommunikation des PEI während der COVID-19-Pandemie hat für viel Frustration gesorgt: Obwohl laut seinen eigenen Daten Verdachtsfälle von Impfnebenwirkungen bei COVID-19-Impfstoffen im Vergleich zu allen anderen Impfstoffen insgesamt 21-mal häufiger eingegangen sind, hat die Behörde keine weitere Untersuchung angeordnet und sich stattdessen darauf berufen, dass die Zahlen nicht mit den Verdachtsmeldungen von anderen Impfstoffen vergleichbar seien (ÄFI, 2024a). Dadurch ist Vertrauen in eine transparente Kommunikation der Behörde verloren gegangen.
Anmerkung: Die PEI-Aussage "jedes Arzneimittel, das eine Wirkung hat, kann auch Nebenwirkungen hervorrufen", steht in krassem Widerspruch zur von Bundesgesundheitsminister a. D. Karl Lauterbach lange vertretenen Auffassung von den praktisch nebenwirkungsfreien COVID-19-Impfungen.
2. "Fakt ist: Impfstoffe erhöhen nicht das Risiko für Allergien."
Zusammenfassung: Das PEI stellt fest, dass in den letzten 30 Jahren viele neue Impfstoffe entwickelt wurden, gleichzeitig aber auch mehr Menschen an Allergien leiden. So schreibt die Behörde: "Die Vermutung liegt nahe, dass beide Entwicklungen miteinander zusammenhängen könnten." Doch laut PEI haben methodisch zuverlässige Untersuchungen keinen Zusammenhang herstellen können. Vielmehr sei nur die Hygiene-Hypothese richtig, nach der Menschen im Alltag viel weniger mit Krankheitserregern, Parasiten und Pollen in Kontakt kommen und dadurch stärker auf harmlose Reize reagieren.
Perspektive von ÄFI: Dass die Hygiene-Hypothese eine Rolle spielt, ist sehr wahrscheinlich. Es ist jedoch nicht klar bewiesen, dass Impfstoffe das Risiko für Allergien nicht erhöhen. Der INITIAL-Studie, eine der wenigen prospektiven Kohortenstudien, die den Zusammenhang zwischen Impfungen und Allergien untersucht, ist dazu zu entnehmen:
"In den letzten Jahrzehnten haben Menschen zunehmend Allergien entwickelt. Die Liste möglicher Einflussfaktoren ist lang. Welchen Einfluss die unterschiedlichen Impfungen auf die Allergieentwicklung haben können, dazu ist die aktuelle Studienlage widersprüchlich: Während manche Studien neben dem schützenden Effekt vor Erkrankung auch eine Verminderung allergischer Erkrankungen sehen, beobachten andere Studien das Gegenteil [...]. Deshalb können aktuell keine Aussagen darüber gemacht werden, welchen Einfluss verschiedene Impfzeitpunkte und Impfungen auf die Entwicklung atopischer Erkrankungen haben [...]. Gründe für diese Widersprüchlichkeit könnten unterschiedliche Impfstoffe, Impfzeitpunkte oder, wie der Vergleich mit anderen Ländern zeigt, verschiedene Impfstrategien sein" (Wrenger, 2025).
Anmerkung: Das PEI verbreitet hier also selbst einen Mythos bzw. eine Fehlinformation.
3. "Fakt ist: Autismus wird nicht durch Impfstoffe ausgelöst oder begünstigt."
Zusammenfassung: Autismusdiagnosen nehmen seit dem Jahr 2000 in einigen Regionen der Welt zu, während zeitgleich immer mehr Impfungen verabreicht werden. Auch hier schreibt das PEI, dass ein Zusammenhang naheliegen könnte. Jedoch würden Experten die vermehrten Autismusdiagnosen auf bessere Testverfahren und genauere Definitionen zurückführen. Viele großangelegte internationale Studien hätten festgestellt, dass Autismus bei geimpften und ungeimpften Kindern gleich häufig auftritt.
Perspektive von ÄFI: Auch aus Sicht der Ärztinnen und Ärzte für individuelle Impfentscheidung e. V. ist ein Zusammenhang bisher eher unwahrscheinlich – es gibt aber noch Fragezeichen. Viele Beobachtungsstudien, die ungeimpfte und geimpfte Kinder hinsichtlich des Auftretens von Autismus und anderen neurologischen Entwicklungsstörungen vergleichen, weisen methodische Mängel und deutliche Störfaktoren auf. Dies gilt in beide Richtungen. Die US-amerikanischen CDC haben zur Klärung des Sachverhaltes im März 2025 die Durchführung einer großen Studie angekündigt (Reuters, 2025).
Anmerkung: ÄFI wird in Zukunft einige Studien zu diesem Thema auf ihre Validität hin überprüfen und dazu Beiträge veröffentlichen.
4. "Fakt ist: Impfstoffe können vor Krebs schützen."
Zusammenfassung: Impfstoffe würden vor Krebs schützen (z. B. die Impfstoffe gegen HPV und Hepatitis B), diesen aber nicht auslösen. Dafür gebe es keine wissenschaftliche Grundlage. Überdies konstatiert das PEI: “Es wäre fatal, wenn schädliche oder gar krebserregende Substanzen in einen Impfstoff gelangen würden.”
Perspektive von ÄFI: Inwiefern HPV-Impfstoffe vor verschiedenen Krebsarten schützen, ist nach aktuellem Stand der evidenzbasierten Medizin nicht einschätzbar. Der größte Teil der Studienlage bezieht sich auf die Verringerung von Krebsvorstufen, von denen man weiß, dass sie sich häufig von alleine wieder zurückbilden. Bisher haben nur drei Beobachtungsstudien eine direkte Verringerung der Gebärmutterhalskrebs-Fälle nahegelegt. Diese weisen jedoch alle methodische Mängel auf, z. B. da sie Frauen nur bis zum 30. Lebensjahr untersucht haben. Gebärmutterhalskrebs tritt bei Frauen jedoch am häufigsten in der Lebensmitte auf (durchschnittliches Erkrankungsalter 53 Jahre). Da die Impfprogramme in Deutschland 2006 begonnen haben und Mädchen im Alter von 9 bis 14 Jahren geimpft werden, ist ein Effekt frühestens nach 20 bis 30 Jahren zu erwarten. Es ist bisher nicht geklärt, ob durch die Impfung die Erkrankung lediglich in ein höheres Lebensalter verschoben wird. Gleichzeitig ist bereits bekannt, dass es zu einem Austausch der dominierenden HPV-Serotypen durch die Impfung kommt, wodurch diese hinsichtlich der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs relevanter werden könnten. Der ÄFI-Fachbeitrag zu HPV klärt über diese Zusammenhänge fundiert auf (ÄFI, 2025a).
Weiterhin muss zu den modRNA-COVID-19-Impfstoffen angemerkt werden, dass es theoretische Bedenken gibt, nach denen der beobachtete IgG4-Switch indirekt das Risiko für Krebs erhöhen kann. Zudem gibt es auch direkte beobachtete Risiken über das in der modRNA enthaltene N1-Methyl-Pseudouridin, das in einem Melanom-Modell das Krebswachstum und die Metastasierung anregte. Nicht zu vergessen sind zudem Fallberichte und Daten des amerikanischen Spontanmeldesystems VAERS über die Entwicklung, das Wiederauftreten oder die Verschlimmerung von (teils aggressivem) Krebs nach COVID-19-Impfung. Die Hersteller haben laut Fachinformation ihre modRNA-Impfstoffe weder auf Genotoxizität noch auf Kanzerogenität untersucht (ÄFI, 2025b).
5. "Fakt ist: Impfstoffe gelten auch für Menschen mit Kinderwunsch und Schwangere als sicher."
Zusammenfassung: Laut PEI und RKI haben Impfstoffe grundsätzlich keinen Einfluss auf die Fruchtbarkeit – dies sei in vielen Studien für verschiedenste Impfstoffe bestätigt worden. Die fallenden Geburtenraten werden ebenfalls im Zeichen der veränderten Familienplanung interpretiert. Grundsätzlich bestehe also kein Grund zur Sorge.
Perspektive von ÄFI: Der ÄFI-Fachbeitrag zu Impfungen in der Schwangerschaft zeigt auf, dass Schwangere leider nach wie vor in klinischen Studien unterrepräsentiert sind. Dementsprechend besteht in vielen Bereichen – insbesondere hinsichtlich der Sicherheit – nach wie vor Ungewissheit.
Derzeit werden primär drei Impfungen (gegen Keuchhusten, Influenza und COVID-19) in Deutschland für Schwangere generell empfohlen. Bei der Keuchhusten-Impfung sind vorhandene randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) zu Nebenwirkungen kaum aussagekräftig, zudem sind langfristige Effekte durch Aluminium-Exposition des Fetus ungeklärt. Bei der Influenza-Impfung gibt es bisher zwar keine Hinweise auf schwerwiegende unerwünschte Ereignisse bei der Mutter oder negative Geburtsereignisse, doch RCTs fehlen, um dies zu untermauern. Die COVID-19-Impfung wird in Studien an Schwangeren zwar als sicher bewertet, jedoch ist die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz überwiegend von niedriger Qualität. Tierexperimentelle Studien, welche die Hersteller durchgeführt haben, wurden überwiegend nicht veröffentlicht.
Gerade bei den COVID-19-Impfstoffen (auch aufgrund der neuartigen Technologie) wird das Thema Fruchtbarkeit relevant. Seit 2021 (Start der Impfkampagnen gegen COVID-19) ist in Deutschland ein starker Rückgang der Lebendgeburten zu verzeichnen (Statistisches Bundesamt, 2025), in anderen Ländern werden ähnliche Beobachtungen gemacht. Bisherige Studien kommen zu keinem eindeutigen Ergebnis, ob dieser Rückgang verhaltensbedingter oder biologischer Natur ist. Einige Studien (darunter systematische Reviews mit Meta-Analyse) kommen durchaus zu dem Ergebnis, dass die Verabreichung des Impfstoffs mit einer verringerten klinischen Schwangerschaftsrate verbunden ist. Zumindest ist dieser Einfluss aber nicht auszuschließen (ÄFI, 2025c).
Anmerkung: PEI und RKI heben hier die Fruchtbarkeit in den Vordergrund – dabei ist dies nicht der einzige Aspekt, der bei der Sicherheit von Impfstoffen für Schwangere relevant ist. Insofern sind die Aussagen der Behörden mindestens irreführend.
6. "Fakt ist: Impfstoffe lösen die Erkrankung, vor der sie schützen sollen, nicht aus."
Zusammenfassung: Laut PEI und RKI können sowohl Lebendimpfstoffe (die abgeschwächte Erreger enthalten) als auch Totimpfstoffe (die abgetötete Erreger, Bestandteile oder Stoffe, die Antigene herstellen, enthalten) nicht die Erkrankung auslösen, gegen die sie schützen sollen. In seltenen Fällen komme es aber bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem zu Erkrankungen mit ähnlichen Beschwerden. Es würde sich somit um eine Verwechslung handeln.
Perspektive von ÄFI: Das ist falsch. Bei den Impfstoffen der nachfolgenden Tabelle wird laut Fachinformation mitunter die Erkrankung ausgelöst, gegen welche die Impfstoffe schützen sollen (ÄFI, 2025d).
Ausgeschlossen sind hierbei bereits ähnliche Erkrankungen (wie Mumps-ähnliches Syndrom oder röteln-, masernartiger oder zosterähnlicher Ausschlag), die eigens in den Fachinformationen aufgelistet werden, und Folgen, die sowohl aus der Impfung als auch aus der Erkrankung entstehen können (z. B. aseptische Meningitis, Masern-Einschlusskörperchen-Enzephalitis [MIBE]). Ebenfalls nicht eingerechnet, aber relevant sind Infektionen der oberen Atemwege (z. B. nach Keuchhusten-Impfung), da die Impfung zumindest indirekt über die Erhöhung der Anfälligkeit für diesen Erreger diese Erkrankung ebenfalls verursachen könnte.
Impfstoff | Nebenwirkung | Häufigkeit |
M-M-RVAX-PRO® (Masern-, Mumps-, Röteln-Lebendimpfstoff) | atypische Masern | Unbekannt |
ProQuad® (Masern-, Mumps-, Röteln-, Varizellen-Lebendimpfstoff) | Masern, Windpocken | Unbekannt |
Zostavax® (Herpes-Zoster-Lebendimpfstoff) | Varizellen, Herpes Zoster (Impfstamm) | Sehr selten (< 1/10.000) |
Afluria® Tetra (Influenza-Totimpfstoff) | Influenza-like-Illness (wird in den Zulassungsstudien ebenfalls als Endpunkt für die Wirksamkeit der Impfung genutzt) | Unbekannt |
Fluad® Tetra (Influenza-Totimpfstoff) | Influenza-like-Illness | Häufig (≥ 1/100 bis < 1/10) |
Infusplit® Tetra (Influenza-Totimpfstoff) | Influenza-like-Illness | Unbekannt |
Vaxigrip® Tetra (Influenza-Totimpfstoff) | Influenza-like-Illness | Selten (≥ 1/10.000, < 1/1.000) |
Anmerkung: Dass Aufsichtsbehörden offenbar über Fachinformationen hinweggehen, trägt zum schwindenden Vertrauen der Bevölkerung in Impfstoffe bei, anstatt es zu verbessern.
7. "Fakt ist: Risiken und Nebenwirkungen von Impfstoffen werden weltweit sehr genau überwacht."
Zusammenfassung: Laut den Behörden müssen Impfstoffe in klinischen Studien ihre Sicherheit und Wirksamkeit beweisen, bevor sie zugelassen werden. Auch nach Zulassung besteht eine Verpflichtung für Ärztinnen und Ärzte, Verdachtsfälle von Nebenwirkungen zu melden. Durch dieses System würden auch sehr seltene Nebenwirkungen erkannt werden. Bei tatsächlichen Risikosignalen könne so schnell mit Gegenmaßnahmen reagiert werden.
Perspektive von ÄFI: Auch hier gilt einmal mehr, dass PEI und RKI die hohe Untererfassungsquote von weit über 90 % unterschlagen. Das Spontanmeldesystem ist demnach nicht das Maß aller Dinge, es bräuchte eine tatsächliche aktive Überwachung von Nebenwirkungen nach skandinavischem Vorbild.
Hinzu kommt der negative Eindruck, den die Öffentlichkeit über das Paul-Ehrlich-Institut und das Robert Koch-Institut im Zuge der Überwachung der COVID-19-Impfstoffe gewonnen hat. Es wurden kaum eigene Studien von den Behörden veranlasst. Ganz zu schweigen davon, dass das PEI selbst grundsätzlichsten Aufgaben wie der Durchführung von Polydispersitätstests nicht nachkam (Matysik, 2023). Ebenso wenig wurden wichtige Ergebnisse, wie etwa zur Bestimmung des Rest-DNA-Gehaltes in Impfstoff-Chargen von Comirnaty®, nicht veröffentlicht – das PEI hat sich dahingehend sogar geweigert (Frag den Staat, 2024).
Durch die RKI-Files ist inzwischen klar, dass das Robert Koch-Institut Spielball politischer Interessen wurde und wenig wissenschaftliche Präzision zur Kommunikation über den Erreger im Vordergrund stand (ÄFI, 2024b). So wurde die Gefahrenlage überspitzt, um den Großteil der Bevölkerung zur Impfung zu bewegen. Einschränkungen der Impfung hinsichtlich des Wissens um Wirksamkeit und Sicherheit wurden kaum kommuniziert, obwohl das Nicht-Wissen bekannt war.
Die verfügbaren Impfstoffe wurden demnach überstürzt mit Unterstützung von PEI und RKI nach verkürzten (teleskopierten) Zulassungsstudien durch die Hersteller, nach Vorlage unvollständiger Daten und vor Abschluss der Phase III zugelassen und unkritisch beworben. Inzwischen wurden (neben geringeren bis negativen Impfstoffeffektivitäten) zahlreiche Sicherheitssignale gefunden, insbesondere für die modRNA-Impfstoffe, die eine sofortige Rücknahme sämtlicher Impfempfehlungen und der Zulassung erfordern (ÄFI, 2025e).
Anmerkung: Würden PEI und RKI es mit der Impfstoffüberwachung ernst meinen, müssten sie sich für eine Rücknahme der Impfempfehlung und der Zulassung einsetzen.
8. "Fakt ist: Impfungen sind besonders bei Säuglingen und Kleinkindern wichtig."
Zusammenfassung: Laut RKI und PEI orientiert sich das Impfalter an der Risikosituation des zu schützenden Kindes. Säuglinge und Kleinkinder hätten demnach ein höheres Risiko für einen schwereren Krankheitsverlauf im Vergleich zu älteren Kindern. Daher seien Impfungen für Säuglinge und Kleinkinder wichtig für ihre Gesundheit. Als Beispiel wird die Pneumokokken-Impfung angeführt, die gut vor invasiver Erkrankung schützen soll.
Perspektive von ÄFI: Impfstrategien sind nicht absolut. Es gibt Vor- und Nachteile in Abhängigkeit beispielsweise von den Zielen, vom verwendeten Impfstoff oder dem Alter bei Verabreichung.
So ist etwa zur Masern-Impfung bekannt, dass die Impfstoffwirksamkeit wesentlich niedriger bei Verabreichung vor dem ersten Geburtstag (ca. 80 %) des Kindes als nach dem ersten Geburtstag (ca. 95 %) ist. Gleichzeitig ist die Nebenwirkungsrate vor dem ersten Geburtstag höher. Zudem muss die Erkrankungshäufigkeit und Erkrankungsschwere bei Kindern unter einem Jahr beachtet werden. Beides liegt bei Kindern laut absoluten Daten des SurvStat@RKI2.0 dauerhaft niedrig, Erkrankungen sind seit Einführung der Impfung zunehmend unter Erwachsenen verbreitet. Kinder unter einem Jahr erleiden sehr, sehr selten einen schweren Verlauf durch eine Masern-Infektion. Es stimmt also nicht, dass es keine Begründung für andere Impfzeitpunkte von Impfungen für Kinder gibt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt beispielsweise ebenfalls eine Impfung im zweiten Lebensjahr für Kinder in Ländern wie Deutschland, in denen eine Masern-Infektion eher später im Leben auftritt (ÄFI, 2024c).
Die Masern-Impfung erfolgt mit einem der am besten wirksamen Impfstoffe – die von PEI und RKI genannte Pneumokokken-Impfung kann hier kaum mithalten. Hauptproblem ist, dass die meisten Pneumokokken-Fälle (75 %) bei Kindern im Alter von unter 5 Jahren durch einen Serotyp ausgelöst wurden, der nicht in den Konjugat-Impfstoffen vorkommt. Durch den Austausch der vorherrschenden Serotypen (Replacement) über die Impfung ist zudem keine Herdenimmunität zu erwarten. Die Impfung schützt auch unterschiedlich gut gegen die verschiedenen Serotypen. Und letztlich sind Kleinkinder zwar anfälliger für schwere Verläufe, die absolute Anzahl an invasiven Infektionen ist aber laut SurvStat@RKI2.0 insgesamt niedrig (2023 57 Fälle, 2024 73 Fälle) (ÄFI, 2025f). Insgesamt dürfte der Nutzen für Säuglinge und Kleinkinder durch die Impfung also begrenzt ausfallen.
Anmerkung: Ohnehin ist eine Formulierung schwierig, die eine bessere generelle Gesundheit von Geimpften gegenüber Ungeimpften suggeriert. Es gibt wenig Daten dazu, ebenso wenig zum Einfluss von Impfungen auf Hospitalisierungen, Erreger-spezifische Sterblichkeit und Gesamtsterblichkeit.
9. "Fakt ist: Impfstoffe bergen weniger Risiken als die Infektionen und Erkrankungen, vor denen sie schützen."
Zusammenfassung: Laut den Behörden würden Impfstoffe nur zugelassen werden, wenn ihr potentieller Nutzen größer ist als ihr potentielles Risiko. Durch Impfprogramme seien viele Krankheiten stark eingeschränkt oder sogar ganz eliminiert worden. Der verminderte Kontakt mit gefährlichen Erregern würde demnach zu einem verringerten Risikobewusstsein für Infektionskrankheiten führen. Grundsätzlich seien jedoch die "Infektion und ihre möglichen Komplikationen [...] deutlich riskanter als die empfohlene Impfung." Als Beispiel wird hierfür die Masern-Impfung angeführt.
Perspektive von ÄFI: Keine Krankheit, ebenso wie keine Impfung gleicht der anderen. Die wohl am besten wirksame Impfung war die gegen Pocken, mit der eine Eradizierung des Erregers und eine Verringerung der Sterblichkeit erreicht werden konnte. Verglichen mit dieser Impfung erscheinen die meisten anderen Impfstoffe in ihrem Nutzen limitiert. Epidemiologische Daten deuten häufig auf eine Verringerung der Infektionen durch verschiedene Impfungen hin. Weniger eindeutig sind jedoch der Einfluss auf die Verringerung von Hospitalisierungen und Todesfälle, die im besten Fall durch randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) untersucht wurden.
Da die Datenlage zu Impfstoffen sehr unterschiedlich ist (was auch daran liegt, dass viele Impfstoffe schon vor einigen Jahrzehnten bis zu einem Jahrhundert eingeführt wurden und damals andere Arzneimittelstandards galten), muss das vorhandene Wissen und Nicht-Wissen individuell und transparent kommuniziert werden.
Das beste Beispiel ist auch hier die COVID-19-Impfung: Obwohl in den allermeisten Fällen COVID-19 für Kinder kein Problem darstellt, wurde diese Impfung, die nun mit diversen Sicherheitssignalen assoziiert ist, für Kinder zugelassen und empfohlen. Kinder haben jedoch nie eine COVID-19-Impfung gebraucht und wurden so einem unnötig hohen Risiko bspw. für eine Myokarditis oder Perikarditis ausgesetzt (ÄFI, 2024d).
Demnach werden nicht nur Impfstoffe zugelassen, deren Nutzen größer als deren Risiken sind. Zusätzlich zu Nutzen und Risiken von Impfstoffen müssen aber immer auch die persönlichen Umstände berücksichtigt werden, weshalb ÄFI davon überzeugt ist, dass die individuelle Impfentscheidung der richtige Weg ist.
Anmerkung: PEI und RKI nutzen hier eine unzulässige und unwissenschaftliche Generalisierung.
10. "Fakt ist: Impfstoffe schützen gut, aber nicht zu 100 Prozent."
Zusammenfassung: Laut PEI und RKI wird durch die Impfung die Wahrscheinlichkeit gesenkt, sich zu infizieren, (schwer) zu erkranken und den Erreger weiterzuverbreiten. Es gebe keinen 100%igen Schutz. Hier vergleichen die Behörden die Wirksamkeit von Impfstoffen gegen Infektionskrankheiten mit der von Ibuprofen gegen Kopfschmerzen, auf das viele Menschen vertrauten, obwohl die Wirkung ebenfalls nicht 100 % betrage. Im Weiteren wird nur darauf eingegangen, dass eine Wirksamkeit von 90 % ebenfalls erheblich sei und einen Großteil der Menschen schütze.
Perspektive von ÄFI: RKI und PEI unterschlagen, dass Impfstoffwirksamkeiten nicht nur im Bereich von 90 bis 100 % liegen. Viele Impfungen (wie z. B. gegen Grippe, COVID-19, Keuchhusten, RSV, Hib) liegen weit darunter. Schutzwerte von 90 bis 100 % hören sich meist fantastisch an, geben jedoch nur das Verhältnis der Erkrankungshäufigkeit zwischen Impfstoff- und Kontrollgruppe wieder. Die absolute Risikoreduktion durch Impfstoffe, welche auch das allgemeine Erkrankungsrisiko berücksichtigt, liegt dagegen meist im niedrigen einstelligen oder Nachkomma-Bereich. Doch wie Walter Krämer in seinem Buch So lügt man mit Statistik schon feststellte, sind "Prozente [...] sowohl als Schlaf-, wie auch als Aufputschmittel zu gebrauchen. Wie ein Fernglas, das man falsch herum vors Auge hält, machen sie kleine Dinge groß, aber auch große Dinge klein“ (S. 84).
Zudem muss beachtet werden, ob nur die Immunogenität gemessen wurde, also der Anteil der Personen, der Antikörper durch die Impfung entwickelt hat, oder ob tatsächlich auch der klinische Nachweis erbracht wurde, dass die Impfung Erkrankung, Hospitalisierung und Todesfälle verringert. Die allermeisten Impfungen wurden in den Zulassungsstudien nur auf Immunogenität getestet. Dadurch fehlen randomisierte kontrollierte Studien, was eine geringe Glaubwürdigkeit in die klinische Wirksamkeit zur Folge hat. Meist folgen dann nur epidemiologische Studien, die kostengünstiger, aber hinsichtlich möglicher Störfaktoren eingeschränkt sind.
Anmerkung: Eine ehrliche Kommunikation über durch Studien identifizierte Stärken und Schwächen von Impfstoffen ist Bestandteil der guten wissenschaftlichen Praxis. Indem das PEI und RKI hier wichtige Informationen weglassen, entsteht der Eindruck, dass "Cherry Picking" betrieben wird.
Fazit
Die "Fakten" dieser behördlichen Kampagne gegen "Impfstoffmythen" entpuppen sich bei näherem Hinsehen allenfalls als Behauptungen, um nicht zu sagen Meinungen mit irreführendem Charakter. Sie werden nicht nur in ihrer vorgeblichen Eindeutigkeit von der aktuellen Evidenz nicht gedeckt. Sie sind teils so haarsträubend, dass man sich fragen muss, ob die „#ImpfstoffFakten“ tatsächlich von wissenschaftlichen Mitarbeitern oder nicht viel eher von Kommunikationsstrategen verfasst wurden.
Dieser Eindruck verstärkt sich noch, da sowohl das Paul-Ehrlich-Institut als auch das Robert Koch-Institut wiederholt allgemein von Studien mit Beweiskraft sprechen zur Untermauerung ihrer Behauptungen, diese jedoch weder beim Namen nennen noch darauf verlinken.
Auffällig außerdem: Die „#ImpfstoffFakten“ des PEI fallen weitgehend wortgleich (inklusive vereinzelter Grammatikfehler) mit den sogenannten „Faktensandwiches“ des RKI zu Impfungen aus. Diese stammen aus dem Zeitraum von April 2023 bis Februar 2024 und sind weiterhin auf der Webpräsenz des RKI abrufbar. Offenbar handelt es sich um alten Wein in neuen Schläuchen.
Interessant sind auch manche der wenigen Differenzen. So listet das PEI als Fakt: „Impfstoffe gelten [!] auch für Menschen mit Kinderwunsch und Schwangere als sicher“, den man beim RKI vergeblich sucht. Warum taucht das Thema nun auf und auf welche Studien stützt sich das PEI in dieser Frage? Umgekehrt findet sich nur beim RKI als Fakt: „Die mRNA (Boten-Ribonukleinsäure) aus Impfstoffen wird nicht in die menschliche DNA (Desoxyribonukleinsäure) eingebaut“. Warum wurde dieses Thema jetzt ausgespart? Verfügt das PEI inzwischen über andere Informationen?
Insgesamt drängt sich der Eindruck auf, dass hier etwas von oben herab zum "Common Sense" herbeigeredet werden soll in der Hoffnung darauf, dass dies von der Öffentlichkeit schon geschluckt werde. Von Aufsichtsbehörden, die mit dem Anspruch auftreten, wissenschaftlich im Dienste der Bevölkerung zu arbeiten, ist wesentlich mehr zu erwarten.