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Neue PEI-Daten zu Nebenwirkungen: Weitere Kritik am Sicherheitsprofil der COVID-19-Impfstoffe
Kritik am Sicherheitsprofil der COVID-19-Impfstoffe ist nicht neu. Der ÄFI-Fachbeitrag zeigt unlängst die Studienlage zu den sehr vielfältigen, möglichen Impfnebenwirkungen auf. Darunter befindet sich auch eine Beobachtungsstudie von Faksova et al. (2024) mit einer Kohorte von über 99 Millionen geimpften Personen. Diese bisher beispiellos große Studie konnte deutliche Sicherheitssignale für die Impfstoffe von Pfizer/BioNTech, Moderna und AstraZeneca unter anderem bei der Entwicklung einer Myo-/Perikarditis feststellen.
Die Tatsache, dass es sich um neuartige Impfstoffe handelt, und die neuen Studienergebnisse haben die Behörden offenbar nicht veranlasst, eine echte Evaluation des Nutzen-Risiko-Profils vorzunehmen. Offiziell erfolgte die Rücknahme der Lizenz des COVID-19-Impfstoffs Vaxzevria von AstraZeneca nicht aufgrund von Sicherheitsbedenken, sondern aus Gründen der Wirtschaftlichkeit. Seit Dezember 2021 wurde Vaxzevria, Stichwort Hirnvenenthrombosen, in Deutschland nicht mehr verwendet.
Neuer Bericht des PEI spricht gegen die Sicherheit der COVID-19-Impfstoffe
Umso interessanter ist es daher, dass nun die oberste deutsche Behörde für Arzneimittelsicherheit, das Paul-Ehrlich-Institut, einen Bericht veröffentlicht hat, der umgehend weitere Schritte zur Bewertung der Pharmakovigilanz durch ebenjene Behörde erfordern müsste.
Das PEI hat in der Ausgabe 3/September 2024 seines Bulletins zur Arzneimittelsicherheit Daten zur Pharmakovigilanz von Impfstoffen aus den Jahren 2022 und 2023 zur Verfügung gestellt. Die Auswertung umschließt explizit alle in Deutschland zugelassenen Impfstoffe außer die COVID-19-Impfstoffe, für welche eigene Sicherheitsberichte veröffentlicht werden.
Die Ergebnisse werden insbesondere dann interessant, wenn man sie ins Verhältnis zu den Ergebnissen des letzten Sicherheitsberichtes der COVID-19-Impfstoffe stellt (s. Tabelle 1).
Verabreichte Dosen | Verdachtsfälle | Schwerwiegende Verdachtsfälle | |
COVID-19-Impfstoffe | >192 Mio. | 340.282 | 56.432 |
Alle anderen Impfstoffe | >105 Mio. | 8.659 | 3.055 |
Tabelle 1: Gegenüberstellung der Anzahl verabreichter Dosen und gemeldeter (schwerer) Verdachtsfälle von COVID-19-Impfstoffen (27. Dez. 2020 bis 31. März 2023) und allen anderen Impfstoffen (2022-2023) (Paul-Ehrlich-Institut & Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, 2023; Paul-Ehrlich-Institut, 2024).
Schon auf den ersten Blick fällt auf, dass die reine Anzahl an Verdachtsfällen bzw. schwerwiegenden Verdachtsfällen der COVID-19-Impfstoffe wesentlich höher ist als bei allen anderen Impfstoffen zusammen. Auch die Berücksichtigung der Anzahl verabreichter Dosen kann diesen Unterschied nicht tilgen. Ebenfalls unterscheidet sich der Anteil der Fälle mit bleibenden Schäden (COVID-19-Impfstoffe: 5,4%, andere Impfstoffe 3,4 %), wohingegen die Rate der Todesfälle, die damit in Zusammenhang stehen, ähnlich hoch ist (1% bzw. 0,9%).
Einen tieferen Einblick ermöglicht die Berechnung der Häufigkeit (schwerer) Verdachtsfälle nach Anzahl der Impfungen (s. Tabelle 2).
Häufigkeit Verdachtsfälle | Häufigkeit schwerer Verdachtsfälle | Anteil schwerer Verdachtsfälle an allen Fällen in Prozent | |
COVID-19-Impfstoffe | 1 pro 565 Impfungen (0,18 %) | 1 pro 3.406 Impfungen (0,029 %) | 16,58 % |
Alle anderen Impfstoffe | 1 pro 12.126 Impfungen (0,008 %) | 1 pro 34.369 Impfungen (0,0029 %) | 35,28 % |
Tabelle 2: Häufigkeit von (schweren) Verdachtsfällen pro Impfung und Anteil schwerer Verdachtsfälle an allen Verdachtsfällen (Paul-Ehrlich-Institut & Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, 2023; Paul-Ehrlich-Institut, 2024).
Es fällt auf, dass sich der Anteil schwerer Verdachtsfälle in Prozent stark voneinander unterscheidet. Weshalb die schweizerische Zulassungs- und Kontrollbehörde Swissmedic mit 39 % bei den schwerwiegenden Verdachtsfällen auf einen sehr viel höheren Wert als das PEI mit 16,58 % kommt, ist indes unklar (Lutterotti, 2023).
Außerdem lässt sich feststellen, wie viel mehr Meldungen zu den COVID-19-Impfstoffen im Vergleich zu allen anderen Impfstoffen vorliegen: Es gibt etwa 21x mehr Verdachtsfälle insgesamt und etwa 10x mehr schwere Verdachtsfälle. Dieser riesige Unterschied muss nun dringend vom Paul-Ehrlich-Institut aufgearbeitet werden.
Limitationen müssen beachtet werden
Ohne Frage stellen die Berichte des Paul-Ehrlich-Instituts eine wichtige Informationsquelle zur Beurteilung der Pharmakovigilanz dar. Wie wiederholt von den Ärztinnen und Ärzten für individuelle Impfentscheidung e. V. (ÄFI) vorgebracht, handelt es sich bei dem vom Paul-Ehrlich-Institut und vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) geführten Meldesystem um eine passive Spontanberichterstattung mit starker Untererfassung. Das PEI selbst geht von einer Unterfassung von 94 % (insgesamt) bzw. 90-95 % (schwerwiegend) bei Arzneimitteln wie Impfungen aus (Paul-Ehrlich-Institut & Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, 2017).
Auch wenn von einer solchen Untererfassung auszugehen ist, somit also von noch höheren Raten an Nebenwirkungen, würde dies jedoch nicht erklären, wieso sich die Häufigkeiten der (schweren) Verdachtsfälle so stark voneinander unterscheiden. Das PEI erklärt in einem Bericht zur Arzneimittelsicherheit aus dem Jahr 2017, dass neu auf den Markt gekommene Arzneimittel erfahrungsgemäß häufiger gemeldet werden als bereits am Markt vorhandene. Daher sei ein Vergleich der unerwünschten Arzneimittelwirkungen grundsätzlich schwierig (Paul-Ehrlich-Institut & Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, 2017). Da die COVID-19-Pandemie insofern eine Ausnahmesituation war, als gerade zu Beginn der Impfkampagne öffentlich immer wieder von einer „nebenwirkungsfreien Impfung“ die Rede war, bleibt fraglich, ob diese Erklärung des PEI auch hier trägt. Durch die Impfung entstandene Nebenwirkungen könnten tabuisiert oder anderen Ursachen (wie einer Infektion) zugeordnet worden sein.
Erschwerend kommt ein weiterer Hinweis des PEI zur Einstufung von schweren COVID-19-Impfnebenwirkungen in einem älteren Sicherheitsbericht hinzu:
„Zusätzlich werden alle unerwünschten Reaktionen von besonderem Interesse nach COVID-19 Impfstoffen als ‚schwerwiegend‘ klassifiziert, unabhängig von der gesetzlichen Definition für ‚schwerwiegend‘ im AMG. Insofern ist ein direkter Vergleich mit den Meldungen zu anderen Impfstoffen nicht möglich“ (Paul-Ehrlich-Institut, 2022).
Warum das Paul-Ehrlich-Institut dann aber nicht von Anfang an versucht hat, eine Vergleichbarkeit zu bereits etablierten Impfstoffen herzustellen, ist ebenso wie die recht dürftige Erklärung zu kritisieren. Schließlich handelt es sich in den meisten Fällen bei unerwünschten Reaktionen von besonderem Interesse um schwere Verdachtsfälle, wie das PEI sie selbst in ihrer Prävalenz aufgelistet hat (hier geordnet nach Häufigkeit): Myo-/Perikarditis, Krampfanfall, Arrhythmie, Gesichtslähmung, Thrombozytopenie, Herpes Zoster, anaphylaktischer Schock, anaphylaktische Reaktion, Enzephalitis, Multisystem-Entzündungssyndrom, Multiorgandysfunktions-Syndrom, Lungenembolie, tiefe Beinvenenthrombose, zerebraler Infarkt (Paul-Ehrlich-Institut, 2021).
Trotz der genannten Limitationen gibt der neue Bericht des PEI für ÄFI Anlass zu weiterer Sorge, was die Sicherheit der COVID-19-Impfstoffe anbelangt. Das PEI scheint dies jedenfalls anders zu sehen und hat bisher keine weiteren Schritte zur Untersuchung angekündigt. Auch hat die Bundesoberbehörde seit 31. März 2023 keinen weiteren Sicherheitsbericht mehr zu den COVID-19-Impfstoffen veröffentlicht.
Erst eine Studie zu Nebenwirkungen der COVID-19-Impfstoffe
Bislang hat das PEI nur eine Studie zur Erforschung von Impfnebenwirkungen nach COVID-19-Impfung durchgeführt – eine prospektive Datenerfassung der Verdachtsfälle von Herzmuskelentzündungen bei Kindern und Jugendlichen. Das Fazit der im Dezember 2023 veröffentlichten Studie: Die impfstoffassoziierte Myokarditis bei pädiatrischen Patienten sei generell mild, über die langfristigen Auswirkungen könne jedoch keine Aussagen getroffen werden (Rolfs et al., 2024).
Schon 2022 hatte der ehemalige ÄFI-Vorstandssprecher Dr. Steffen Rabe über den Mythos der milden Myokarditis aufgeklärt. Das Risiko für das Auftreten von Herzkomplikationen ist langfristig selbst dann deutlich erhöht, wenn die Herzkraft während der Myokarditis gar nicht so stark beeinträchtigt wurde. Dies kann über den aussagekräftigen Marker für vernarbtes Gewebe am Herzmuskel „Late Gadolinium-Enhancement“ (LGE) bestätigt werden. Eine 2022 im Fachjournal nature medicine veröffentlichte Studie konnte dies erneut belegen (Puntmann et al., 2022), also bereits vor der Veröffentlichung der PEI-Studie.
Mittlerweile gehört dieses Wissen, wenn auch medial und politisch stark bekämpft, zum common knowledge. Autoren einer im Oktober 2024 im Fachjournal The Lancet veröffentlichten Studie konnten herausfinden, dass 82 % der untersuchten Patienten mit Impfstoff-assoziierten Myokardschädigungen „Late Gadolinium-Enhancement“ (LGE) aufwiesen. Dementsprechend fordern sie eine intensivierte klinische Langzweitüberwachung und Langzeitstudien (Jain et al., 2024).
Häufig wird behauptet, dass Myo/-Perikarditis nach COVID-19-Infektion häufiger vorkommt als nach den COVID-19-Impfstoffen. Der ÄFI-Fachbeitrag zeigt tatsächlich das Gegenteil auf. Hinzu kommen jüngste Daten der OpenSAFELY Beobachtungsstudie (Preprint) mit 1,7 Millionen Kindern und Jugendlichen: Demnach traten Myo/-Perikarditen nur in der geimpften Gruppe auf und das mit einer Häufigkeit von 2,7 Fällen pro 100.000 Jugendlichen und 1 Fall pro 100.000 Kindern (Andrews et al., 2024). Diese Ergebnisse sind umso alarmierender, als dass es keinen wirklichen Nutzen für Kinder und Jugendliche durch die COVID-19-Impfstoffe gibt. Viele der Kinder und Jugendlichen, aber auch der Jungen Erwachsenen, die eine Myo-/Perikarditis aufgrund der Impfung durchgemacht haben, sei sie auch mild gewesen, wurden damit einem unnötig hohen Langzeitrisiko ausgesetzt.
Dass das Paul-Ehrlich-Institut hier nicht nur keine eigenen Langzeitstudien veranlasst, sondern sich hinter dem Begriff der „milden Myokarditis“ versteckt, lässt weiteres Vertrauen in die Behörde schwinden.
Dies gilt überdies für die Imfstoffsicherheit hierzulande generell, solange das PEI sogar eigene alarmierende Zahlen zu den Nebenwirkungen besonders der neuartigen COVID-19-Impfstoffe nicht zum Anlass nimmt, Sicherheitsstudien zu veranlassen und die Zulassung dieser Impfstoffe zu überdenken.
Quellen:
Andrews et al., 2024
Jain et al., 2024
Lutterotti, 2023
Paul-Ehrlich-Institut, 2021
Paul-Ehrlich-Institut, 2022
Paul-Ehrlich-Institut, 2024
Paul-Ehrlich-Institut & Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, 2017
Paul-Ehrlich-Institut & Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, 2023
Puntmann et al., 2022
Rolfs et al., 2024