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Weltweit größte Beobachtungsstudie bestätigt starke Sicherheitssignale für die COVID-19-Impfstoffe

Die Liste der potentiellen Impfnebenwirkungen der Corona-Impfstoffe wurde trotz Sicherheitsversprechen nach Markteinführung immer länger. Inzwischen sind zwei der fünf Impfstoffe (ChAdOx1/Vaxzevria & Ad26.COV2-S/JCOVDEN) wegen häufigerer thromboembolischer Ereignisse auf über 60-Jährige beschränkt, ein weiterer Impfstoff (mRNA-1273/Spikevax) wegen erhöhtem Risiko für Perikarditis und Myokarditis nicht für unter 30-Jährige empfohlen. Eine neu veröffentlichte, weltweit beispiellos groß angelegte Studie hat bereits entdeckte Sicherheitssignale noch einmal bestätigen können.

2021 wurde das Projekt Global COVID Vaccine Safety (GCoVS) des Global Vaccine Data Network™ (GVDN®) unter Finanzierung der amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention (CDC) ins Leben gerufen, um die Impfstoffsicherheit der COVID-19-Impfstoffe zu evaluieren. Die Dringlichkeit des Themas erschloss sich dem GVDN® auch daraus, dass ein Sicherheitssignal in großen Beobachtungsstudien erst dann entdeckt werden konnte, wenn bereits Millionen von Menschen (einschließlich gefährdeter Bevölkerungsgruppen) mit den neuartigen Impfstoffen geimpft worden sind.

Das Ziel der nun veröffentlichten GVDN® Studie war es, Sicherheitssignale 13 unerwünschter Ereignisse von besonderem Interesse (AESI) nach einer COVID-19-Impfung zu erkennen. Dafür wurden elektronische Gesundheitsdaten aus zehn Standorten acht verschiedener Länder ausgewertet – darunter Argentinien, Australien (New South Wales & Victoria), Kanada (British Columbia & Ontario), Dänemark, Finnland, Frankreich, Neuseeland und Schottland. Die Daten stammen u. a. aus Datenbanken des Gesundheitswesens, nationalen Impfregistern und Impfdashboards.
 

Kohorte von über 99 Millionen geimpften Personen

Schlussendlich umfasste die Kohorte über 99 Millionen geimpfte Personen, wobei die meisten im Alter von 20 bis 39 bzw. 40 bis 59 Jahre alt waren, mit insgesamt 183.559.462 verimpften Impfstoffdosen von BNT162b2/Corminaty, 36.178.442 von mRNA-1273/Spikevax und 23.093.399 für ChAdOx1/Vaxzevria. Die mit Abstand meisten Impfungen wurden dabei in Frankreich verabreicht (ca. 121 Mio.).

Die Ergebnisse, die nach neurologischen, hämatologischen und kardiovaskulären Erkrankungen eingeteilt wurden, sind durch farbliche Markierung nach einem Ampel-Schema (grün, gelb, rot) sehr übersichtlich in den Tabellen 3 bis 5 (s. unten) aufgeführt. Grüne Werte sind dabei als nicht statistisch signifikant, gelbe als statistisch signifikant und rote als statistisch signifikantes Sicherheitssignal zu verstehen.

Die wohl interessantesten Ergebnisse: BNT162b2 und mRNA-1273 weisen sowohl nach der ersten, zweiten als auch dritten Dosis durchweg ein starkes Sicherheitssignal für Myokarditis auf. mRNA-1273 weist zudem ein Sicherheitssignal für Perikarditis nach der ersten und dritten Impfung, ChAdOx1 nach der zweiten Impfung auf.

Auch wenn es bei den hämatologischen Erkrankungen so einige statistisch signifikante Ergebnisse nach der ersten Impfung gab, lässt sich nur für die zerebrale Sinusvenenthrombose (CSVT) nach der ersten Dosis von ChAdOx1 ein Sicherheitssignal erkennen. Ähnliches gilt im Bereich der neurologischen Erkrankungen: Hier deuten die Ergebnisse für ChAdOx1 auf ein Risiko für die Entwicklung von Guillain-Barré-Syndrom (GBS), bei mRNA-1273 für die Entwicklung einer akuten disseminierten Enzephalomyelitis (ADEM) jeweils nach der ersten Impfung hin.

Abbildung: Tabelle 3 bis 5 aus der Studie von Faksova et al. (2024). Die Impfstoffe BNT162b2/Corminaty,  mRNA-1273/Spikevax und ChAdOx1/Vaxzevria sind eingeteilt nach der Anzahl der verabreichten Impfdosen. Tabelle 3 bildet die Ergebnisse für das Risiko neurologischer Erkrankungen nach dem oben erwähnten Ampel-Schema ab, Tabelle 4 für hämatologische Erkrankungen und Tabelle 5 für kardiovaskuläre Erkrankungen. Schwellenwerte für statistische Hinweise auf mögliche Signale – Rot: LBCI* >1,5, statistisch signifikantes Sicherheitssignal; Gelb: LBCI* >1 und <1,5, statistisch signifikant; Grün: LBCI* <1,0, nicht statistisch signifikant; *LBCI: Untere Grenze des Konfidenzintervalls.

Einschränkend muss beachtet werden, dass BNT162b2 sehr viel häufiger als die anderen beiden Impfstoffe verimpft wurde. Hinzu kommt eine gewisse Heterogenität bei der Datenerfassung, der Qualität und den Berichtsstandards verschiedener Länder, was letztlich Verzerrungen in der Vergleichbarkeit nicht ausschließen lässt.

Beispielsweise wurden die Impfkampagnen verschiedener Länder in der Priorisierung der Impfempfänger, Impfstofftypen und Dosierungsschemata unterschiedlich gestaltet. Eine Im Februar 2024 veröffentlichte nature-Studie fand etwa ein 66 % geringeres Karditis-Risiko, wenn bei männlichen Jugendlichen das Intervall zwischen der ersten und zweiten BNT162b2 von 21 bis 27 Tagen auf ≥ 56 erhöht wurde (Fan et al., 2024). Verschiedene Regelungen bezüglich des Intervalls der Impfserie sowie bevölkerungsspezifische Unterschiede (bestehende Gesundheitsbedingungen, Genetik, Verhalten) sind nur zwei von vielen Beispielen für Störfaktoren einer Beobachtungsstudie. Da die meisten Daten dieser Studie jedoch aus Frankreich stammen, ist zweiterer Punkt womöglich von etwas geringerer Bedeutung.
 

Impfempfehlung der STIKO überdenken

Abschließend lässt sich zusammenfassen, dass die Studie von Faksova et al. (2024) nicht unbedingt neue Erkenntnisse geliefert, sie aber zur Validität früherer, meist national angelegter Studien beigetragen hat.

Interessant ist zudem, in diesem Kontext die Impfempfehlung der STIKO zu reflektieren: Die STIKO empfiehlt mRNA-1273/Spikevax aufgrund eines erhöhten Risikos für die Entwicklung einer Myokarditis bzw. Perikarditis nicht für unter 30-Jährige. Gleiches müsste jedoch auch für BNT162b2/Corminaty aufgrund eines erhöhten Risikos für die Entwicklung einer Myokarditis gelten. Insbesondere, da das Risiko in dieser Studie nach der dritten Dosis BNT162b2/Corminaty höher war als bei mRNA-1273/Spikevax.

Wie im ÄFI-Positionspapier Für ein Umdenken in der Impfpolitik gefordert, sollte eine umfassende fachwissenschaftliche Aufarbeitung zur massenhaften Anwendung der neuartigen Corona-Impfstoffe stattfinden. Dazu gehört auch, dass diese neue Publikation in den entsprechenden Fachkreisen zur Kenntnis genommen wird.

Quellen:

Faksova et al., 2024

Fan et al., 2024

Global Vaccine Data Network, 2024


Weitere Informationen:

ÄFI-Fachbeitrag zu COVID-19

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