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Masern und Diphtherie: Wie üblich für Impfstoff-Zulassungsstudien keine klinischen Wirksamkeitsnachweise

Die überarbeiteten ÄFI-Fachbeiträge jetzt unter anderem mit neuen Informationen zu den Studien, auf deren Basis die Impfungen gegen Masern und Diphtherie die Zulassung erhalten haben. 

Wie bei allen anderen Zulassungsstudien zu Impfungen, über welche die Ärztinnen und Ärzte für individuelle Impfentscheidung e. V. (ÄFI) bisher in ihren Fachbeiträgen berichtet haben, gibt es auch zu Diphtherie und Masern keine klinischen Wirksamkeitsnachweise. Es liegen lediglich Immunogenitätsstudien vor, die also Antikörperwerte als Ersatzparameter für den Schutz vor einer Erkrankung definiert haben.

Bei den Zulassungsstudien zu den Diphtherie-Impfstoffen sticht hervor, dass obwohl die verwendete Technologie dieselbe wie bei den Tetanus-Impfstoffen ist, stets ein etwas niedrigerer Anteil an Kindern ermittelt wird, der ausreichende Antikörperspiegel aufweist.

Bei den Masern-Impfstoffen bestätigt sich einmal mehr, dass der Zeitpunkt der Impfung entscheidend für die Serokonversionsrate ist. Vor dem ersten Geburtstag scheint der Anteil der Kinder mit ausreichenden Antikörpertitern spürbar niedriger zu sein. Spürbar in dem Sinne, dass es dadurch durchaus auch zu einer relevanten negativen Auswirkung auf epidemiologischer Ebene kommen kann.

Immerhin empfiehlt die STIKO entgegen der WHO die erste Masern-Impfung bereits mit 11 Monaten. Zeit also zum Umdenken?
 

Fallzahlen bleiben niedrig

Gleichwohl sind die Erkrankungsfälle für Masern und Diphtherie konstant niedrig. Der Anstieg der Diphtherie-Fälle in den Jahren 2022 und 2023 lässt sich durch importierte Fälle der ungefährlicheren Form von Haut-Diphtherie in der migrantischen Bevölkerung erklären. 2024 sind jedoch wieder erwartbar viele Fälle aufgetreten.

Das Robert Koch-Institut ließ sich davon jedoch nicht beirren und gab dieses Jahr eine Warnung an verschiedene Personengruppen heraus, darunter auch ungeimpfte Personen. Zwar sind mittlerweile auch einzelne Fälle bei der einheimischen Bevölkerung aufgetreten. Doch der Großteil der Fälle betrifft weiterhin geflüchtete Menschen. Aus der Sicht von ÄFI gibt es keinen Grund anzunehmen, dass die Zahl der Fälle steigt.

Gleiches gilt auch für die Masern: Im Vergleich zu den Corona-Pandemie-Jahren 2020-2023 sind die 785 Masern-Fälle zwar logischerweise erhöht – wird der Rahmen aber auf die 2010er-Jahre erweitert, zeigt sich ein absolut unauffälliges Infektionsgeschehen (2015 traten 2604 Fälle auf, 2013 1846).
 

Hypothese der Immunamnesie

Dass der Alarm in den Medien wegen der steigenden Zahl an Masern-Fällen lauter wird, hängt sicherlich auch generell mit der wahrgenommenen Bedrohung durch die Erkrankung zusammen. Früher wurden die Masern häufig als unkomplizierte Kinderkrankheit bezeichnet. Dieser Ansicht haben Gesundheitsbehörden jedoch streng widersprochen. Als neuester Beleg für die Gefährlichkeit der Masern gilt die Hypothese, dass eine Infektion zu bleibenden Schäden am Immungedächtnis führen könne – und damit langfristig zu einer höheren Anfälligkeit mit anderen Infektionserkrankungen sorge.

Doch die Evidenz für diese Annahme ist dünn. Insbesondere Modellierungsstudien versuchen einen solchen Zusammenhang herzustellen. Eine Studie hinterfragt den Zusammenhang von Masern-Infektionen und der Schwächung des Immungedächtnisses. Die Wissenschaftler stützen die Erklärung, dass die unspezifischen Effekte der Masern-Impfung generell zu einem gesundheitlichen Vorteil führen könnten – Geimpfte im Vergleich zu Ungeimpften also weniger anfällig für Infektionserkrankungen seien. Das würde bedeuten, dass es die Immunamnesie zur Erklärung der Infektionsanfälligkeit von Masern-Infizierten gar nicht braucht.

In aller Ausführlichkeit finden sich diese Informationen sowie die erneuerten Abbildungen in den aktualisierten Fachbeiträgen zu Diphtherie und Masern.

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