- Fachbeiträge
- Impfaufklärung
- Paul-Ehrlich-Institut
- Wissenschaft
Fachbeitrag zu Gürtelrose aktualisiert: Neue Informationen zu Erkrankung und Impfung
Im Fall der Fälle sind Informationen zur Prävention und zum Vorgehen nach Infektionsschutzgesetz sehr wichtig. So sollten Ärztinnen und Ärzte unbedingt wissen, dass der direkte oder indirekte Nachweis von Varizella-Zoster-Viren nur durch die Untersuchungsstelle (Labore) namentlich innerhalb von 24 Stunden an das Gesundheitsamt gemeldet werden müssen. Erkrankungen und Todesfälle sind in zwei Bundesländern meldepflichtig: Sachsen und Brandenburg.
Gürtelrose ist nicht im § 34 des Infektionsschutzgesetzes gelistet, wodurch keine gesetzlichen Kriterien zum Umgang mit Erkrankten in Gemeinschaftseinrichtungen (Nicht-Zulassung, Schutzmaßnahmen etc.) definiert sind. Das Robert Koch-Institut (RKI) empfiehlt zudem keine spezifischen Maßnahmen für Patienten und Kontaktpersonen im häuslichen Umfeld.
Zu Erkrankung und Komplikationen
Bisher wurden vor allem die Symptome der klassischen Erkrankung im Gürtelrose-Fachbeitrag beschrieben. Nun wird auch auf den Infektionsverlauf eingegangen, der in drei klinische Stadien eingeteilt werden kann: präeruptiv, akut exsudativ, chronisch. Sowohl atypische als auch asymptomatische Verläufe konnten nachgewiesen werden, die Mehrzahl der Gürtelrose-Erkrankten lässt sich jedoch leicht anhand des typischen Hautausschlages diagnostizieren.
Eine Ergänzung folgte auch bei den Risikofaktoren für ältere Menschen. In der Literatur werden fortgeschrittenes Alter, weibliches Geschlecht, ethnische Gruppe, Immunsuppression, familiäre Vorgeschichte mit Herpes Zoster und verschiedene geistige wie körperliche Erkrankungen mit einer Infektion in Verbindung gebracht.
Praktischerweise werden nun auch die Häufigkeiten von Komplikationen aufgeführt: Beispielsweise kommt laut einem systematischen Review der disseminierte Herpes Zoster (DHZ), bei dem eine Streuung über das Blut erfolgt, seltener bei immungeschwächten Patienten (0–0,5 %) vor als in der Allgemeinbevölkerung (0,3–8,2 %) oder bei Patienten mit Komorbiditäten (0–20,6 %). Epidemiologische Daten zu Komplikationen müssen insgesamt jedoch mit Vorsicht betrachtet werden.
Zu Impfung und Nebenwirkungen
Hinsichtlich der Impfrate ergab die Literaturrecherche eine wahrscheinlich sehr geringe Quote von 0,8–7,2 % der Über-60-Jährigen in Deutschland. Unveröffentlichte Daten legen sogar den Schluss nahe, dass die Impfrate unter 1 % liegt. Da die Impfrate zu Herpes Zoster nicht systematisch erhoben, sondern durch epidemiologische Befragungen ermittelt wird, bleiben Unsicherheiten bei der genauen Bestimmung bestehen. Eindeutig ist jedenfalls, dass seit der COVID-19-Pandemie ein rückläufiger Trend besteht.
Auch zu den Nebenwirkungen der Impfung gibt es neue Informationen: Nun finden sich wie auch in den anderen Fachbeiträgen Nebenwirkungstabellen, welche die von den Herstellern angegebenen unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAWs) umfassen. Diese Angaben umfassen Daten, die während der klinischen Studien (vor Zulassung) und Post-Marketing erhoben wurden.
Nicht in den Nebenwirkungstabellen der COVID-19-Impfstoffe aufgelistet, aber in den meisten systematischen Reviews belegt, ist auch ein Zusammenhang zwischen COVID-19-Impfung und dem Auftreten von Herpes Zoster – und insbesondere Komplikationen wie postherpetische Neuralgie. Unklar ist, ob gegen Herpes Zoster geimpfte Personen ein geringes Risiko für diese Nebenwirkung der COVID-19-Impfung haben.
Schließlich sei noch auf eine Studie des Paul-Ehrlich-Instituts hingewiesen, in welchem die Frage beantwortet werden sollte, ob die in zeitlichem Zusammenhang stehenden Ausschläge mit dem Impfstamm der Herpes-Zoster-Impfung zu tun haben. Mittels PCR-Technologie konnten die Autoren diesen Verdacht nicht bestätigen – die meisten Hautausschläge gingen auf das Varizella-Zoster-Wildvirus zurück, was laut Studie wahrscheinlich am noch nicht optimalen Impfschutz lag. Eine vollständige Immunisierung erfolgt mittels zwei Impfdosen.
Diese und weitere ausführliche Informationen hält der aktualisierte Fachbeitrag bereit. Anregungen und Kritik können per wissenschaft(at)individuelle-impfentscheidung.de übermittelt werden. Mehr Informationen zur wissenschaftlichen Arbeitsweise des Vereins finden sich hier.
Weitere Informationen: