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Hepatitis B: Studiendaten fehlen, STIKO-Empfehlung als internationaler Sonderweg

Hepatitis-B-Viren sind vor allem für Säuglinge und Kinder relevant: Infektionen finden in endemischen Gebieten in erster Linie vor und während der Geburt statt. Dabei besteht durch das junge Alter ein hohes Risiko für eine chronische Infektion. Durch die inzwischen durchschnittlich 85%ige Impfquote weltweit hat sich die Situation in Entwicklungsländern erheblich verbessert. In Industrieländern ist die Kinder-Impfung trotz standardmäßiger Empfehlung durch die STIKO weiterhin nur vereinzelt von Nutzen. Der neue Fachbeitrag von ÄFI zu Hepatitis B.

Die Ärztinnen und Ärzte für individuelle Impfentscheidung e. V. (ÄFI) haben ihren vorerst letzten Fachbeitrag veröffentlicht: Hepatitis B war die letzte Standardimpfung, zu der noch keine fundierte und kritische Auseinandersetzung auf der Webseite zu finden war. Nun warten Informationen zu Erkrankung, Impfung, STIKO-Empfehlungen und die dazugehörige Kritik der ÄFI auf die Leserinnen und Leser.

Grundsätzlich sind Hepatitis B Viren (HBV) sehr resistent gegenüber Umwelteinflüssen und Desinfektionsmitteln. Sie verbreiten sich auf zwei unterschiedlichen Wegen: horizontal, also durch sexuelle Übertragung oder Kontakt mit verletzter (Schleim-)Haut (z. B. injizierender Drogenkonsum, gemeinsame Nutzung von Hygieneartikeln) oder vertikal, über HBV-positive Mütter während der Schwangerschaft oder der Geburt auf das Kind.

Bei Kindern ist eine Übertragung problematischer als bei Erwachsenen: Je jünger das Kind, desto höher die Wahrscheinlichkeit (bei Geburt bis zu 90 %, ab 3 Jahren 30 bis 90 %, ab 5 Jahren 30 %) für einen chronischen Verlauf. Ab einem Alter von 5 Jahren sind nahezu alle Menschen in der Lage, das Virus zu beseitigen. Während es bei akuter Hepatitis B in der Regel nicht zu einem kritischen Verlauf kommt – die Fallsterblichkeit beträgt 0,5 %, von 2012 bis 2020 sind in Deutschland jährlich 2 bis 9 Menschen an Hepatitis B verstorben –, können einige chronisch Infizierte an Komplikationen wie Leberzirrhose oder Leberzellkrebs leiden und daran versterben.

Auch wenn die Häufigkeit an Neuinfektionen in Industrieländern gering ist, konnte in den letzten Jahren eine nahezu Verdopplung der Fallzahlen beobachtet werden. Dies wird unter anderem zurückgeführt auf:

  • nicht erkannte Infektionen durch die COVID-19-Pandemie,
  • einen hohen Zustrom von Asylbewerbern,
  • Änderungen der Falldefinition (2015) und Meldepflicht (2017),
  • die Einführung von HBV-Screenings und
  • die Veröffentlichung der Daten zu chronischen Fällen.

Das Risiko für eine Infektion ist hierzulande sowohl für Säuglinge, wie die STIKO bestätigt, als auch für Erwachsene weiterhin gering.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) strebt jedenfalls eine Eliminierung bis ins Jahr 2030 an, d. h. eine Reduktion der Neuinfektionen um 90 % und der Todesfälle um 65 %. Die Erhöhung der durchschnittlichen weltweiten Durchimpfungsrate von 30 % im Jahr 2000 auf 85 % im Jahr 2019 ist beachtlich. Da jedoch nur wenige Länder das WHO-Ziel einer 95%igen Impfquote bisher erreicht haben (in Europa nur 11 Länder und gerade Deutschland seit Jahren keine steigende, sondern eher eine sinkende Impfquote verzeichnet von aktuell 87 %), dürfte das Ziel vulnerabel bleiben. Auch eine nicht zu unterschätzende Rate an Impfversagern (Non-Responder) von bis zu 8 % der geimpften Kinder und bis zu 15 % der geimpften Erwachsenen trägt dazu bei.

Da die Infektionshäufigkeit in Industrieländern generell gering ist und laut STIKO auch Schwangere nach Indikation geimpft werden sollen, wäre zu erwarten, dass die vorhandenen Impfungen hohen Maßstäben in Bezug auf die Sicherheit genügen. Bei einem der Impfstoffe, Engerix B®, fehlen jedoch wichtige Studien mit einer längeren Nachbeobachtungszeit. Ein systematisches Review folgert zur Impfung von Schwangeren, dass groß angelegte Kohortenstudien und randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) fehlen, die sichere Schlussfolgerungen ermöglichen würden.

Tiefergehend diskutiert der neue ÄFI-Fachbeitrag auch die Definition der STIKO von geimpften Personen mit Antikörpern im Bereich von 10–99 IE/L als Low-Responder. International wird ein Wert von > 10 IE/L sowohl von den CDC, der WHO als auch der einschlägigen Literatur als protektiv angesehen. Der Sonderweg der STIKO, Low Respondern weitere Impfungen zu verabreichen, um den Antikörperspiegel von 10–99 IE/L auf > 100 IE/L zu erhöhen, dürfte somit als fragwürdig gelten.

Der neu veröffentlichte Fachbeitrag zu Hepatitis-B-Viren inklusive einem umfangreichen Literaturverzeichnis und einem ergänzten Glossar steht nun im Bereich Impfungen zur Verfügung. Um eine hohe Qualität der zur Verfügung stehenden Informationen zu gewährleisten, werden die Fachbeiträge der Ärztinnen und Ärzte für individuelle Impfentscheidung e. V. in regelmäßigen Abständen um neue wissenschaftliche Ergebnisse ergänzt.

Weitere Informationen:

ÄFI-Fachbeitrag zu Hepatitis B

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