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Zur Forderung nach Covid-19-Impfungen für Kinder und Schwangere

26. Februar 2021. Die aktuellen Impfstoffe gegen Covid-19 haben eine Zulassung für den Einsatz bei über 16- bzw. 18-Jährigen. Bei den bisherigen Impfstudien waren Kinder und Jugendliche nicht vertreten. Ausgeschlossen aus den Studien waren auch Schwangere und stillende Mütter.

Derzeit mehren sich jedoch Forderungen sowohl von kinderärztlicher [ZDF 2021] als auch von politischer Seite [ZEIT 2021], die COVID-19-Impfstoffe für Kinder und Jugendliche zuzulassen. Zudem befürworten ärztliche Fachgesellschaften die Impfung von Schwangeren und stillenden Müttern. Mehrere Impfstoffhersteller haben daher mittlerweile Impfstoffstudien mit Kindern ab 5 bis 6 Jahren und Schwangeren begonnen [PZ 2021a].

Wir fordern eine besonders gründliche Nutzen-Risiko-Abwägung schon für die Zulassung solcher Studien, ebenso für das Zulassungsverfahren bei der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA und für eventuelle STIKO-Empfehlungen zur Anwendung von COVID-19-Impfstoffen bei Kindern und Schwangeren:

  • Kinder sind durch COVID-19 wesentlich weniger gefährdet als Erwachsene. Kinderärztliche Fachverbände haben in Übereinstimmung mit der internationalen wissenschaftlichen Literatur immer wieder darauf hingewiesen, dass Kinder und Jugendliche im Falle einer COVID-19-Infektion in aller Regel asymptomatische bis milde klinische Verläufe erleben. Komplikationen sind eine sehr seltene Ausnahme, Todesfälle eine Rarität. Anders als bei Erwachsenen lassen sich bei Kindern evidenzbasiert bisher keine Risikopatienten als mögliche Zielgruppen für COVID-19-Impfungen definieren.
  • Kinder spielen für die Verbreitung von COVID-19 eine untergeordnete Rolle – im Gegensatz zu anderen Atemwegserkrankungen wie z. B. Influenza [RKI 2021a]. Darüber hinaus ist es zum aktuellen Zeitpunkt (Februar 2021) unverändert offen, ob einer der verfügbaren COVID-19-Impfstoffe überhaupt die Weiterverbreitung der Erkrankung (Virustransmission) durch Kinder substantiell reduziert.
  • Kinder sind durch Nebenwirkungen der Impfung wahrscheinlich besonders gefährdet. Dies gilt schon für die kurzfristigen Nebenwirkungen, die in den Zulassungsstudien bei jüngeren Probanden wesentlich häufiger und stärker auftraten als bei den bisherigen Hauptzielgruppen der Impfkampagne, den Älteren und Hochbetagten [PZ 2021b]. Mögliche langfristige Auswirkungen der Impfstoffe (z. B. die weiterhin nicht vollständig auszuschließende Integration viraler DNA der Virus-Vektor-Impfstoffe in das menschliche Erbgut [Spektrum 2021]) hätten bei Kindern besonders schwerwiegende Konsequenzen.
  • Das Risiko für Ungeborene durch die Impfung Schwangerer ist bisher nicht ausreichend untersucht. Eine individuelle Risikoabwägung ist daher nicht möglich und wird auch nach der derzeit laufenden Studie wegen zu geringer Zahlen von Teilnehmerinnen und zu kurzer Beobachtungszeit nicht möglich sein. Das RKI sieht bei Schwangeren ein grundsätzlich geringes Risiko für schwere COVID-19-Krankheitsverläufe [RKI 2021b].

Eine flächendeckende Impfung von Kindern und Schwangeren gegen COVID-19 ist aus Gründen des Individualschutzes nicht notwendig. Auch wenn es erste Hinweise darauf gibt, dass einer der verwendeten mRNA-Impfstoffe das Risiko der Virusweitergabe verringern könnte, ist die Bedeutung dieses Effektes für eine relevante Herdenimmunität noch offen.

Angesichts dieser Tatsachen sehen wir derzeit nur den Schutz von Risikogruppen als legitimes Impfziel. Für eine Eliminationsstrategie fehlen die wissenschaftlichen Voraussetzungen, insbesondere auch angesichts der mittlerweile zahlreichen Mutationen (variants of concern/VOC), gegen die eine natürlich oder durch Impfstoffe erworbene Immunität nur eingeschränkt schützt.

WIR FORDERN: 

  • transparente, evidenzbasierte Ziele der COVID-Impfstrategie und dies sowohl für die Bevölkerung insgesamt als auch für einzelne Alters- und Risikogruppen
  • eine besonders sorgfältige Abwägung der Risiken bei eventuellen künftigen Zulassungen oder Empfehlungen von COVID-Impfstoffen für Kinder und Schwangere
  • die sorgfältige Erfassung aller möglicherweise mit der COVID-19-Impfung im Zusammenhang stehenden gesundheitlichen Beeinträchtigungen, z. B. in Form eines Impfregisters. Diese Surveillance muss so ausgelegt sein, dass auch mittel- und langfristige Effekte erfasst werden können.

Quellen:

Pharmazeutische Zeitung, 2021a
Pharmazeutische Zeitung, 2021b
Robert Koch-Institut, 2021a
Robert Koch-Institut, 2021b
Spektrum, 17. Februar 2021
DIE ZEIT, 23 Februar 2021
ZDF, 7, Januar 2021

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